Nie, nie, nie in meinem Leben, hat jemand meinen Busen so angebetet wie meine Tochter.
Ich bin mir nicht sicher, aber der Grundstein dafür, wurde wohl in der ersten Lebenswoche gelegt.
Tochter war auf der Welt, mich überfiel das Bedürfnis ihr etwas vorzusingen. Da meine Lebensjahre vorher durch Begriffe wie qualitative Marktforschung, Längsschnittanalysen und andere tolle Wörter geprägt waren,
war ich nicht wirklich eine ergiebige Quelle für Liedmaterial.
Also improvisierte ich. Ein Lied ging in etwas so: Die Brust, die Brust die lieb ich sehr, die Brust die geb ich nimmer her. Dies führte augenblicklich dazu, dass die Abende nun durch Dauertrinken und -nuckeln gekennzeichnet waren. Nach einigen Wochen wurde mir klar: dieses Bedürfnis wird nicht so schnell befriedigt. Ein Schnuller musste her. Die schätzungsweise 20 Schnullervarianten, welche alle verweigert wurden, fristen heute noch ein Schattendasein in unserem Küchenregal.
Das Kind wurde größer, die Busenfixierung auch. Zwar wurden die Abende glücklicherweise über die Monate entspannter, die Anbetungstechniken nahmen jedoch zu.
Wenn ich nach ein paar Stunden Arbeit in meiner eigenen Firma nach Hause kam, wurde sofort die Brust getätschelt. Ich schaffte es kaum, meine Schuhe auszuziehen, bevor Töchterchen am Busen hing.
Und - wen verwundert es - ihr erstes Wort, neben dem obligatorischen Mama und Papa, war ...... ja, genau ..... Busen. Zuerst nur Bu, dann Buse.
Buse, Buse, Buse.
Monatelang waren unsere Badeeinheiten das Rundum-Busenwohlfühlpaket. Ein bisschen planschen, ein bisschen spielen und dann warf sich Töchterchen auf mich, um im wohltemperierten Wasser diesem Genuss zu frönen.
Ein lieber Freund schenkte uns zur Geburt einen süßen Babybody: Member of the anonymous milcaholics. Leider ist er natürlich schon lange zu klein. Er würde sie heute mit 21 Monaten hervorragend kleiden.
Lange, lange Zeit war das alles ok. Dann fingen meine Zähne an Verfallserscheinungen zu zeigen. Vorher konnte ich zehn Jahre lang jeden Zahnarztbesuch mit strahlendem Lächeln quittieren, nun fing der dritte Zahn innerhalb relativ kurzer Zeit an zu bröckeln.
Ich will kein zahnloses Monster sein und mein Kind zu Halloween erschrecken.
Über 20 Monate stillen sollten genug sein. Töchterchen wurde rechtzeitig angekündigt, es sei nun bald aus mit dem Busentrinken. Sie schaute mich an,
sagte: "Busen, nein, nein. Nein, trinken" und machte sich mit verstärktem Eifer ans Nuckeln. Es stand ja der endgültige Busenentzug ins Haus.
Dann war es soweit. Der Tag des Abstillens stand bevor. Alle Vorkehrungen waren getroffen: enges T-Shirt für die Nacht bereitlegen, in welches sich keine eifrigen Kleinkinderhände wühlen können; überlegen ob die Milchquelle nicht sogar mit Pflaster abgeklebt werden soll (Busen ist leider krank); das Abschieds- und Verlustgeschenk war überreicht (Rutsche für Töchterchen).
Um es kurz zu machen, nach langem Vorgeplänkel: zwei Wochen später ist alles wie vorher. Naja, fast alles. Töchterchen sagt nun nicht mehr "Busen, Busen". Sondern: "Mama, bitte Busen". Und "Yippieeeee" wenn sie trinken darf.
Also darf ich nächstes Jahr zu Halloween vielleicht doch das zahnlose Mamamonster spielen.
Freitag, 30. Oktober 2009
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Entschuldige, aber ich habe selten so gelacht. Danke! Auf weitere Berichte zu dem Thema bin ich gespannt.
AntwortenLöschenLustiger Artikel!
AntwortenLöschenNur warum man wegen d n Zähnen aufhört zu stillen ist mir irgendwie schleierhaft. Da hat dich dein Zahnarzt irgendwie falsch beraten*grübel*
Wobei ich finde das jede Frau aufhören sollte wann Sie will - ganz klar - aber deine Geschichte ist rein fachlich so nicht haltbar...
Wunderschöne Bilder übrigens auf der Seite!
LG
hallo katja, danke für dein kommentar.
AntwortenLöschenkalziummangel! ich hab mir früher auch immer gedacht, da ist nichts dran, dass stillen auf die zähne gehen soll. aber zahnarzt ist eine zahnärztin, mutter, und auch alternativmedizinisch ausgebildet. ich hatte tatsächlich so an die 10 jahre keine probleme, mit fortnehmender stillzeit aber sehr. jetzt hab ich halt mal die kalziumzufuhr drastisch erhöht.
lg sabine