Jeder kennt Fehlanschaffungen. Bei Frauen sind dies zugegebenermaßen oft Kleidungsstücke, die ungetragen in den Tiefen der Kleiderschränke ein Schattendasein fristen. Dass die Fehlanschaffungen jedoch auch derart die Baby- und Kleinkindzeit begleiten würden, das hätte ich mir nicht gedacht.
Von den unzähligen Schnullern die wir vergeblicherweise gekauft haben, um unsere Tochter dazu zu animieren, meine Brust doch manchesmal freizugeben hab ich ja schon hier berichtet. Trotz der großen Menge war dies jedoch eine Anschaffung, deren finanzieller Aufwand vergleichsweise gering war.
Dass jedoch auch der Kinderwagen das Etikett Fehlanschaffung tragen würde, nein, das war so nicht geplant. Wobei ich jetzt den Einschub machen muss, dass mir 21 Monate Mutterdasein ohnehin so manche Lektion in Bezug auf Planbarkeit eingebracht haben.
Zurück zum Kinderwagen. Der Kauf machte mir Kopfzerbrechen. Wir waren in der glücklichen Lage, dass eine liebe Freundin uns vieles zur Verfügung stellte. Kleidung, Gitterbett, Badeeimer. Einen Kinderwagen hatte aber niemand zum verborgen. Ich sah mich ein wenig um, online und in diversen Geschäften. Die Vielfalt erschlug mich. Sich ein Auto anzuschaffen ist nicht aufwändiger.
Ich wusste nur: einen Bugaboo wollte ich nicht haben. Davon fuhren zu viele im gleichen Design herum. Typische Stadtmamis wie auch ich eine sein würde. Schließlich entdeckte ich einen lokalen Anbieter, ganz in unserer Nähe, der Kinderwagen in Bio-Qualität vertreibt und sogar selbst herstellt. Naja, nicht ganz. Kompostierbar ist er nicht, der Kinderwagen. Aber die Materialien sind in zertifizierter ökologischer Qualität. Die Stoffe sind in einer Vielzahl erhältlich, so dass man sich quasi den Kinderwagen selbst designen kann. Komischerweise ließ ich mich bei der Optik vom Kindespapa beeinflussen, wodurch ein Wald-Wiesen-Försterlook entstand. Das sieht nicht ganz so schlecht aus, wie es sich jetzt liest, aber leider auch nicht so gut, wie ich es normalerweise doch ganz gern habe.
Da der Preis dem eines alten gebrauchten Kleinwagens entsprach, waren wir sehr froh, dass die Großeltern finanziell unterstützten. Und wir hatten ja auch so viel bei der Restausstattung gespart, dass wir unserem lang erwarteten Schatz diese ökologische Wohltat gönnen wollten.
Denn naiverweise dachte ich, der Kinderwagen wäre dafür da, dass Babys darin spazierengefahren werden und gut schlafen. Sie mögen die Vibrationen und die Bewegung. Sie freuen sich an der frischen Luft zu sein, und schlafen deshalb besonders gut und lange. Ja, das dachte ich.
Wir hatte nicht damit gerechnet, dass Töchterchen, kaum in eine horizontale Lage gebracht, schrie, als wäre sie auf glühende Kohlen gebettet. Die Ausnahme: wenn sie auf Mama und Papa lag. Aber wir passten so schwer in den Kinderwagen ....
In so einem Fall hofft man ja auf den Gewöhnungseffekt. Es wird schon besser werden, redet man sich ein. Wurde es aber nicht. Ich kann viel von meiner Tochter lernen. Sie steht einfach zu dem was sie will. Und sie wollte .... getragen werden.
Das tat ich ohnehin. Aber nun wurde das Tragetuch zu unserem ständigen Begleiter.
Ein Revival erlebte der Kinderwagen, als sie sitzen konnte und ein paar Tage lang diese neue Perspektive genoss. Dann hatte sich der Reiz des Neuen verflüchtigt. Und sie wollte, ganz klar, wieder getragen werden. Ab dem Zeitpunkt wo sie verstand, wohin der Weg uns führen sollte, wurde es ein wenig besser. Die Verlockung des Spielplatzes ließ sie manchesmal die Qual des Kinderwagenfahrens ertragen.
In der Zwischenzeit haben aber unsere Katzen das untere Ablagefach im Kinderwagen als Schlafplatz entdeckt und den Kinderwagen so einer gewissen Nutzung zugeführt. Bei unseren seltenen Ausfahrten kehren wir dann meist um, um unsere Katzen zurück zu bringen, die auf diesem Weg unbemerkt mit uns außer Haus gelangen.
Letzte Woche hat Töchterchens Papa nun die Meinung kundgetan, dass er glaubt, Töchterchen ist viel zu groß für ihren Kinderwagen. Dass sie deshalb nicht damit gefahren werden will. Ich hab mich nicht wirklich verständlich machen können, dass das ja nicht das Ursprungsproblem sein dürfte. Sie war ja nicht immer schon so groß. Also fanden wir uns in einem Fachgeschäft wieder. Wie von mir erwartet zeigte sich Töchterchen standhaft, ließ sich in keinen einzigen Kinderwagen bzw. Buggy setzen.
Sie zeigte auf die diversen Wägelchen, sagte: "Nein. Maja nein Wagerl fahren. Katzen Wagerl schlafen."
So sei es!
Sonntag, 8. November 2009
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hi, hi, hi. also ich liebe ja unseren bugaboo. wär vielleicht doch die richtige anschaffung gewesen :-)))
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